Drusus – Tiberius – Germanicus. Gräber in Haltern während der Germanenfeldzüge

Stephan Berke | Institut für Klassische Archäologie, Universität Trier
Die Verknüpfung der relativen Chronologie in der römischen Nekropole von Haltern mit der absoluten Chronologie der römischen Germanenkriege. Ein Versuch.

Mittagspause ist rum und im nächsten Vortragsblock zieht es uns nach Haltern. Es gibt dort mehrere Militäranlagen ab 12 v. Chr. (Drusus Offensive). Das Standlager wird um 5 v. Chr. errichtet. Es wurde lange davon ausgegangen, dass die letzten römischen Spuren aus dem Jahr 9 n. Chr. (Varusschlacht) stammen. Im Vortrag werden nun Ergebnisse vorgestellt, die aus einer archäologischen Untersuchung von über 100 Gräbern stammt. Aus Überlagerungen der Gräber und verschiedenen Ausrichtungen auf unterschiedliche Straßen konnte Berke zwei Modelle einer relativen Chronologie erarbeiten, in denen man entweder drei oder vier Belegungsphasen erkennen kann. Wenn in einer Phase Gräber überbaut werden, geht Berke davon aus, dass die älteren Gräber überirdisch nicht mehr sichtbar waren, also z. B. durch kriegerische Tätigkeiten zerstört wurden.

Stephan Berke unternimmt nun den Versuch diese Phasen des Gräberfeldes mit den Germanenkriegen in Einklang zu bringen. Die Phasen, in denen Gräber zerstört werden, lässt er mit den kriegerischen Tätigkeiten des immensum bellum bzw. der Varusschlacht enden. Das Modell mit vier Phasen hätte dann bereits eine Belegung ab den Drusus Feldzügen. Dies schließt Berke jedoch aus, da er den Bau von einer großen Gräberstraße erst ab der Errichtung des Standlagers annimmt. Es dürfte also nur drei Belebungsphasen geben. Demnach würde die Belegung des Gräberfeldes ca. 5 v. Chr. anfangen. Die erste Phase würde dann bis zum immensum bellum gehen, der den ersten großen Einschnitt darstellt. Die zweite Phase müsste mit der Varusschlacht enden. Also wäre die dritte Phase mit dem „Germanicus-Horizont“ zu identifizieren.

Die anschließende intensive Diskussion ging noch einmal auf die einzelnen Punkte der Argumentationskette ein. Dabei wurde deutlich, dass der Versuch der Verknüpfung noch weiterer Erhärtung bedarf – wie auch der Referent stets betonte.

Gibt es also eine Besiedlung in Haltern nach der Varusschlacht? Sind diese Modelle zu sehr in das historische Gerüst gezwängt? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!

(cl)